"Blue Opera", "Die Zauberflöte" und "Figaros Hochzeit"

Mozart zu Gast auf Sylt

Text und Fotos:Klaus Papenhausen 

Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis auch Sylt sich des Mozart-Gedenkens angenommen hat. Das Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart feiert in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag, und die Insulaner gratulierten.

Den Beginn machte Mitte Juli Gottfried Böttger, Boogie-Woogie-Koryphäe und bekennender Sylt-Fan. Mit seiner Gattin Jasmin verzauberte er ein nahezu ausverkauftes Kaamphüs in Kampen. „Classic meets Jazz“ hieß das Motto an einem sonnengetränkten Abend. Schon bald war auch dem letzten Zweifler klar: diese Mischung macht Sinn. Spätestens beim Türkischen Marsch hatte sich das Publikum mit Fußwippen eingefügt in die einzigartige Atmosphäre, die Jasmin Böttger, verantwortlich für die klassische Interpretation, und ihr Mann mit mitreißend jazzigen Bassläufen verbreiteten.

Es war ein bemerkenswertes Konzert, das die Mozartliebhaberin Jasmin Böttger mit Scarlatti und Schubert eröffnet hatte. Freundlicher Applaus begleitete die Uni-Dozentin aus Lübeck in das erste vierhändige Aufeinandertreffen des Künstlerehepaares, das nach knapp zwei Stunden perfekten Spielens und kurzweiliger Erläuterungen verdient Ovationen einheimste.

Jasmin und Gottfried Böttger: Vierhändige Perfektion - Classic meets Jazz

Auch der ehemalige Wirtschaftsmagnat Berthold Beitz war begeistert vom befreundeten Ehepaar, das sich abschließend natürlich und ungezwungen den vielen Autogrammwünschen widmete. Diese waren berechtigter als je zuvor: Gottfried Böttger war erst wenige Wochen zuvor zum „Pianisten des Jahres“ gekürt worden, eine Ehre, die sonst nur klassischen Konzertpianisten zuteil wird.

Hoch im Kurs stand an diesem Abend auch der Verkauf der „Blue Mozart“-CD, denn viele der begeisterten ZuhörerInnen wollten sich diese musikalische Sternstunde nach der Heimkehr noch einmal daheim in Ruhe zu Gemüte führen.

"Die Zauberflöte" in der Keitumer Arena

Noch in der gleichen Woche, ein paar Kilometer weiter südöstlich: Langsam füllt sich die Keitum-Arena, es ist 19.30 Uhr, die Sonne strahlt vom Himmel, dass es eine Pracht ist, und alle sind freudiger Erwartung, steht doch gleich eine ganze Oper von Mozart auf dem Programm: „Die Zauberflöte“. Wohl 800 Mozart-Liebhaber mögen es gewesen sein, die sich die Liebesgeschichte von Pamina und Tamino auf dem Weg zur göttlichen Erkenntnis nicht entgehen lassen wollten.

Viele mit Picknickkörben ausgestattet, machten sie es sich gemütlich im tollen Rund der Keitum-Arena, die ihre vielseitige Verwendbarkeit wieder einmal unter Beweis stellte. Auch wenn man die ersten anderthalb Stunden eher blinzelnd gegen die gleißende Sonne ankämpfen musste: die bekannten Arien vom Vogelfänger Papageno und dem Bildnis, das so bezaubernd schön ist, zogen schon bald jeden in den Bann.

Es sind einfach wunderschöne Harmonien, die Mozarts beliebteste Oper auszeichnen. Die ließen auch wenige gesangliche Schwächen der Protagonisten des Musiktheaters Lodz vergessen, das ansonsten routiniert die dreieinhalb Stunden Mozart hinter sich brachte.

Farbenprächtige Kostüme begeisterten das Publikum

Picknick und Mozarts Zauberflöte in der Keitumer Arena

Feinschmecker kamen wiederum ein paar Tage später vor dem Bildschirm zu ihrem Recht: zur Eröffnung der Salzburger Festspiele stand Mozarts „Hochzeit des Figaro“ auf dem Programm, und die hochkarätige Prominenz war sich einig: eine grandiose Aufführung mit Gänsehaut-Garantie und einer erneut überragenden Anna Netrebko als Susanna. Da würde sich eine Wiederholung lohnen.

Zurück zur „Zauberflöte“: „Der Deutsche kann die Erscheinung dieses Werkes gar nicht erschöpfend genug würdigen. Bis dahin hatte die deutsche Oper so gut wie gar nicht existiert: mit diesem Werk war sie erschaffen.“ Kein geringer als Richard Wagner war es einst, der die Bedeutung dieses Meisterwerkes erkannt hatte.

Nach Verdis „Nabucco“ im Vorjahr also ein neuerliches Highlight in der Arena in Keitum, dessen Kurdirektor Uwe Winter in seiner Begrüßung auf wichtiges hingewiesen hatte: „Es liegt an den Politikern, diese wunderschöne Spielstätte zu erhalten.“ Dem kann man sich nur anschließen, und nicht wenige der Gäste an diesem Abend waren ebenfalls gleicher Meinung.

Dass es aber nicht unbedingt eine Oper sein muss, die die Massen in die Keitum-Arena locken könnte, war ein oft vernommenes Statement. Warum also nicht einmal Hannes Wader einladen, Pet Metheny oder Sylt-Fan Udo Lindenberg? Oder Reinhard Mey, der eine sehr kurze Anfahrt hätte? Die Jazzer würden sich nach Wegfall des Festivals in Westerland riesig freuen, „Mighty Flea“ Conners, Al Copley oder die umwerfend gute „Debby Lee Band“ im „grünen Herz der Insel“ begrüßen zu dürfen. Der Möglichkeiten gibt es viele, wie wäre es mit einer Umsetzung in die Tat?