Torwart-Legende Uli Stein eine Woche zu Gast auf Sylt

Eine schillernde Persönlichkeit


von Klaus Papenhausen

Klaus Papenhausen führte das Interview mit Uli Stein für VivaSylt

Ohne Frage ist er eine der schillernden Persönlichkeiten der Fußball-Bundesliga-Geschichte. In das 43. Jahr geht die deutsche Elite-Liga nun, und kaum einer hat die Schlagzeilen so beherrscht wie er: Uli Stein, Enfant terrible, Muster-Profi – die Meinungen über ihn gehen heute noch auseinander. Der Fausthieb gegen Wegmann, die „Suppenkasper“-Affaire rund um „Kaiser“ Franz Beckenbauer, seine Großtaten 1983 beim HSV-1:0 gegen Juventus Turin, dem ersten Champions-League-Gewinn einer deutschen Mannschaft. Noch heute meinen viele, mit Uli Stein im Tor wäre die deutsche Nationalelf 1986 Weltmeister geworden. VivaSylt nahm die Chance wahr, Uli Stein anlässlich seines Sylt-Aufenthaltes in dieser Woche ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen.
Den Text lieferte Sylt-Reporter Klaus Papenhausen und die Fotos Gisela Cordes. Papenhausen ist mit Uli Stein in der gemeinsamen Heimatstadt Nienburg/Weser aufgewachsen und kennt ihn seit 40 Jahren.
Die Auflistung seiner sportlichen Erfolge ist beeindruckend. Zweimal Deutscher Meister mit dem Hamburger SV (1982, 1983), zweimal Pokalsieger (1987 HSV, 1988 Eintracht Frankfurt), 2. Platz im Uefa-Cup 1982 mit dem HSV sowie als Höhepunkt der Gewinn der Champions-League 1983, die damals noch „Pokal der Landesmeister“ hieß. 512 Bundesligaspiele absolvierte er in seiner aktiven Zeit, die von 1978-1997 dauerte. Hinzu kamen 133 Zweitligaeinsätze und 57 Europapokal-Spiele.

Für die Nationalelf stand er sechs Mal im Tor, es wären sicher mehr Einsätze geworden ohne die besagte „Suppenkasper“-Affäre. Nach dem Karriereende bei Arminia Bielefeld wurde es lange Zeit ruhig um Uli Stein, von vereinzelten Fernsehauftritten einmal abgesehen.

Kennen wir uns vierzig oder 42 Jahre ? - da wurden beim Interview natürlich auch alte "Storys" ausgetauscht...

Torwart-Legende Uli Stein verlebte einen angenehmen Tag beim Polo Masters Sylt und verriet Sylt-Reporter Klaus Papenhausen interessante Details von seiner Nigeria-Tätigkeit.

Bis ihn dann Anfang 2001 ein Angebot von Ex-Nationaltrainer Berti Vogts erreichte, der einen Torwarttrainer für die Nationalelf von Kuwait suchte, die er seinerzeit betreute. Uli zögerte nicht lange und sah dies als eine Chance an, in den großen Fußball zurückzukehren. Da er sich auf Anhieb gut mit Vogts verstand, verwunderte es nicht, dass der sich an Uli erinnerte bei seinem neuen Job in Nigeria. Und so wurde Uli Stein erneut zum Globetrotter, der jetzt mehrmals pro Jahr den beschwerlichen 14-Stundenflug von Frankfurt nach Abudja auf sich nimmt. Und dies gern, wie er selbst sagt. „Das ist immer mit etwas Abenteuer verbunden“ schmunzelt Stein, den in Afrika eine völlig neue Welt erwartete.
„Vom sportlichen her ist das eine Riesensache, denn die Nigerianer zählen zu den zehn Top-Teams in der Welt“, sagt Stein, der aber auch die Schattenseiten im schwarzen Kontinent kennen lernte. „Was die Spieler mit ihrer Qualität aufbauen, reißen die Funktionäre wieder ein“ – nicht selten passiert es, dass er und Berti Vogts gewisse Dinge einfordern vor dem nächsten Länderspiel der Nigerianer und wenn sie dann in Afrika eintreffen, ist nichts passiert!

„Das kann schon nerven“, stöhnt der Ex-Profi, der sich neben seiner Torwarttrainer-Tätigkeit auch neuerdings als Co-Trainer um viele andere Dinge kümmern muss.

"Ja, unser Berti" ist auch eine Nummer..."

Drei Spiele hat er bisher mit der nigerianischen Nationalelf absolviert, die kurz vor der erfolgreichen Qualifikation für den Afrika-Cup steht. Eine Woche dauern die Aufenthalte in Nigeria jeweils, die zum Training genutzt werden. Nach den Länderspielen reisen die beiden Deutschen dann sofort wieder ab. Wie lange sein Engagement in Nigeria dauert, steht laut Stein „in den Sternen“. Einen Vertrag hat er nicht, ist abhängig davon, wie zufrieden die Afrikaner weiterhin mit Trainer Berti Vogts sind.

Ehefrau Conny Stein und Tochter Jenny (21) hatten sichtlich Spaß im VIP-Bereich des Polo-Masters Sylt

Seine Hoffnung ist, dass die Nigerianer sich beim Afrika-Cup gut schlagen und vor allem die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika schaffen. „Das wäre eine gute Gelegenheit, eine Biografie herauszubringen“ meint Uli Stein, der mit seinem ersten Buch „Halbzeit“ bereits Top-Plätze in den diversen Rankings erreicht hat.
In seiner Freizeit frönt er meist seinem neuen Hobby, dem Golf-Sport (Handicap 28,5). Und wenn es sich ergibt, nimmt er auch gerne einmal die Karten in die Hand. Als ihn aus England ein Anruf erreichte, ob er am Poker-Nationen-Cup teilnehmen möchte, zögerte der Amateur-Zocker nicht lange. Und so fand er sich im April mit Top-Stars wie David „Devilfish“ Ulliott an einem Tisch wieder und leistete erbitterte Gegenwehr, die schließlich mit einem dritten Platz für die deutsche Mannschaft belohnt wurde.
Viel Vergnügen hat Uli Stein auch noch bei den diversen Benefiz-Spielen, zu denen er des öfteren eingeladen wird. Das ist dann auch die einzige Gelegenheit, den einen oder anderen Mitstreiter früherer Tage noch einmal wieder zu sehen. Eine Rückkehr in das deutsche Fußball-Geschäft schließt der heute 53jährige auch nicht aus, „sei es als Manager, Scout, Torwart-Trainer oder was auch immer.“ Auch würde ihn eine Tätigkeit im Sportfernsehen reizen, „aber leider fehlen noch die Angebote“.
Den Kontakt zu seiner Heimatstadt Nienburg und seiner dort lebenden Familie hat er abgebrochen. Es ist ein heikles Thema, über das er nicht gern sprechen möchte. Aber an die „Engländerwiesen“ erinnert er sich noch gerne: „Jede freie Minute haben wir dort früher gebolzt“, weiß der Goalie zu berichten, der sein Domizil heute in Bielefeld hat. Mit Frau Conny und der 21jährigen Tochter Jenny sowie Bernhardiner Cora lebt er beschaulich im eigenen Haus und genießt die Ruhe vor Autogrammjägern, denn nach wie vor ist Uli Stein ein begehrtes Foto-Objekt. Dies musste er nicht zuletzt beim Polo-Masters an diesem Wochenende feststellen. Der Besuch bei den Pferden und Reitern war der entspannende Abschluss einer Stippvisite des Sylt-Fans Uli Stein, der bei der Rummenigge-Fußball-Schule als Trainer des Kicker-Nachwuchses ausgeholfen hatte.