Feuer und Flamme für das Fest der Friesen: 

Biikebrennen auf Sylt am 21. Februar 2012

Mit Fackeln und guter Laune bewaffnet ziehen Einheimische und Gäste gemeinsam, wie hier in Westerland durch die Fußgängerzone Friedrichstraße,  zum Biikefeuer. 

Mit dem friesischen Aufruf „Tjen di Biiki ön!“  - "Zündet die Biike an" geht es jedes Jahr am 21. Februar im wahrsten Sinne des Wortes heiß her auf Sylt. An diesem Tag feiern die Friesen, Insulaner, Zugereiste und viele begeisterte Touristen das traditionelle Biikebrennen. Weithin leuchtet in der Abenddämmerung der Feuerschein großer brennender Holzstapel. Die Biiken (Sylter Friesisch: „Feuerzeichen“) sind eine uralte Tradition und ein Stück lebendiges Brauchtum, dessen Bedeutung sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals gewandelt hat.

Auch ein besonderer Erlebnis für die Kinder ist es, eine eigene Fackel zu tragen

Mit Pauken und Trompeten setzen sich die Fackelzüge zu den Biiken der Insel in Bewegung. Mit Ausnahme des kleinen Dorfes Munkmarsch hat jeder der zwölf Sylter Orte ein eigenes Biikefeuer. Nächtelang bewachen Jugendliche die großen Stapel aus aufgeschichteten Tannenbäumen und Holzbalken, um sicher zu gehen, dass diese nicht etwa von der Inseljugend aus den Nachbardörfern vorzeitig angezündet werden. 

Wenn die Biiken lodern, freuen sich alle schon auf das leckere Grünkohlessen.

Das Biikebrennen am 21. Februar, Nationalfeiertag aller Friesen, ist nach Ansicht des Sylter Chronisten, C. P. Hansen, der älteste Volksbrauch auf der Insel.  

Hoch lodern die Biiken in der Abenddämmerung...

Früher gingen in der Nacht vor dem Petritag Stroh und Strandgut in Flammen auf. Heute räumen die Sylter ihre Holzschuppen aus und verbrennen ihre ausgedienten Weihnachtsbäume. 

Weithin leuchtet dann in der Abenddämmerung der Feuerschein der mit Gestrüpp und Bäumen aufgehäuften Hügel, die auf den nordfriesischen Inseln und Halligen entzündet werden. 

Jeder Ort auf der Insel hat sein eigenes Biikefeuer. In Westerland startet der Westerländer Musikzug an der Nicolaikirche und marschiert zum Biikehaufen im Süden Westerlands, direkt in den Dünen beim Campingplatz, wo das Feuer dann entzündet wird. 

Die Ansprachen der Inselbürgermeister/innen werden in friesisch und hochdeutsch gehalten

Fotos(2): Mathias Niemz

Das Wort 'Biiken' stammt von 'Baken' (Feuerzeichen). Die ersten Feuerzeichen leuchteten auf Sylt vor der Christianisierung zu Ehren des Germanen-Gottes Wodan. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das heidnische Ritual zum weltlichen Abschiedsfest für all jene Seefahrer, die zum Walfang nach Grönland und ins Eismeer aufbrachen.

Vergeblich versuchte das NS-Regime in den 30er Jahren das Fest in seinem Sinne umzufunktionieren. 1934 sollte als Ausdruck des neuen Gemeinschaftsgeistes nur noch ein Feuer für die gesamte Insel brennen. 

Nicht nur die Tinmumer sind stolz auf ihre Biike, sie gilt als die größte der Insel. Alljährlich geht es wie in allen Inselorten, mit Spielmannszug und Feuerwehr zum traditionellen Friesenfest

Wegen Mangels an Beteiligung konnte man schon im nächsten Jahr zur alten Form zurückkehren. Im Februar 1946, im ersten Jahr nach Zusammenbruch des Dritten Reiches, brannten die Biiken in allen Inselorten heller und höher als je zuvor.

Heute wird an den Feuern in friesisch und hochdeutsch der Vergangenheit gedacht. Anschließend gibt es in fast allen Restaurants und Gaststätten der Insel das traditionelle Grünkohlessen mit Kassler, Schweinebacke und Kochwurst und lüttem Klaren.

Petritag am  22. Februar

Dem Biikebrennen folgt einen Tag später der Petritag. Einst beschlossen die Landvögte und Ratsmänner an den Gerichtsstätten auf heiligen Hügeln neue Gesetze und Erlässe, schlichteten rechtliche Streitigkeiten. Doch mit der Zeit rückten Festlichkeiten am Petritag mehr und mehr in den Vordergrund: Tanz für jung und alt, das ist noch immer gute Tradition.

Dann wird in vielen Inselorten weitergefeiert mit Tanz und Schmausereien. 

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